Die Falter
Hier werde ich regelmäßig Beiträge mit Informationen zu den Schmetterlingen veröffentlichen.
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Die Familie der Zahnspinner
Über die Zahnspinner (Notodontidae) werden wohl die Meisten schon einmal etwas gehört haben, vielleicht nicht über die Nachtfalterfamilie im Gesamten, aber bestimmt schon über einen prominenten Vertreter dieser Familie, den Schädling Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea). Die rasante Ausbreitung seiner giftigen und beim Menschen Allergien auslösenden Raupen in verschiedenen Landstrichen in Deutschland hat in den vergangenen Jahren immer wieder für Schlagzeilen in den Medien gesorgt.
Mit Flügelspannweiten zwischen 25 und 75 Millimetern sind die kleinen bis mittelgroßen Falter der Familie der Zahnspinner (Notodontidae) in Mitteleuropa mit knapp 35 verschiedenen Arten und weltweit mit ca. 3800 Arten vertreten. Die Falter selbst sind eher unauffällig und gedämpft in ihrer Färbung. Manche weisen am hinteren Rand der schlanken Vorderflügel einen zahnähnlichen Fortsatz auf und andere verfügen über ein paarweise auftretendes Hörorgan im Brustbereich. In Ruhestellung besitzen einige Falter eine Wölbung auf den Vorderflügeln, die durch die Anhäufung von Schuppen auf der Unterseite der Flügel verursacht wird. Ihre Flügel selbst sind beim Ruhen entweder wie ein Dach gehalten oder eng um den Körper geschlungen. Die Form der Fühler, die bei den Männchen häufig ein kammartiges Aussehen haben, bei den Weibchen hingegen eher schwächer geteilt sind, ermöglichen oft eine Geschlechterunterscheidung. Die Raupen weisen abstrakte Farben und Formen auf, sind häufig ohne Behaarung oder nur mit einzelnen borstenartigen Haaren versehen und ernähren sich überwiegend von Bäumen oder Sträuchern. Die Verpuppung erfolgt auf verschiedene Weise, entweder in ganz festen oder in ganz losen Gespinsten am Boden, zwischen Blättern oder sogar in der Erde. Als Raupe überstehen manche Arten auch den Winter, andere wiederum als Eier, die meisten aber als Puppen.
Die Zahnspinner (Notodontidae) verfügen über einige Unterfamilien, wie z.B. die Prozessionsspinner (Thaumetopoeinae) zu denen der oben genannte Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) gehört. Weitere Unterfamilien sind u.a. die Notodontinae oder die Heterocampinae. Bei den Notodontinae seien der Ahorn-Zahnspinner (Ptilodon cucullina), der Große Gabelschwanz (Cerura vinula) und der Hermelinspinner (Cerura erminea) genannt, wobei die beiden letztgenannten in Deutschland auf der Roten Liste stehen und vom Aussterben gefährdet sind. Der zur Unterfamilie der Heterocampinae gehörende Silberfleck-Zahnspinner (Spatalia argentina) steht ebenfalls auf der Roten Liste.
Die Familie der Glucken
Die Familie der Glucken (Lasiocampidae) umfaßt in Mitteleuropa lediglich ca. 20 Arten, weltweit hingegen mehr als 2000 Arten, von denen viele noch nicht erforscht sind. Einige der Falterarten bzw. ihre Raupen zählen zu den gefürchteten Schädlingen von Obstkulturen wie z.B. der Ringelspinner (Malacosoma neustria), der Kiefernspinner (Dendrolimus pini), die Kupferglucke (Gastropacha quercifolia) oder der Frühlings-Wollafter (Eriogaster lanestris).
Aufgrund der auffällig hervorstehenden Teile ihres Mundes, die wie eine Art Nase geformt sind, werden die Glucken (Lasiocampidae) auch als "Schnauzen-Motten" bezeichnet. Der bei den meisten anderen Faltern vorhandene Saugrüssel ist bei den Glucken verkümmert. In der Größe variieren die verschiedenen Arten von klein bis groß, ebenso wie im Flugverhalten, denn einige Vertreter sind sowohl tag- als auch nachtaktiv. In ihrer Körperform sind sie häufig dickleibig, weshalb sie in der Regal als plump wahrgenommen werden. Oft sieht man sie in der Sitz- oder Ruheposition mit eng an den Körper angelegten Flügeln, die mit einem Dach vergleichbar sind, und mit gleichzeitig vorgeschobenen Hinterflügeln. Die braune, gelb-braune oder rot-braune Färbung der Falter wird häufig durch einen weißen scheibenartigen Punkt (Diskoidalpunkt) auf den Vorderflügeln aufgelockert. Zudem verfügen sie am Körper und an den Beinen über eine deutliche Behaarung. Die äusserst flugfreudigen Männchen besitzen lange kammartige Fühler, die etwas größeren und langsamer fliegenden Weibchen hingegen wesentlich kürzere und zweireihig gekämmte.
Die Weibchen legen die flachen, glatten oder angerauhten Eier in großen Mengen auf Zweigen oder Blättern der Fraßpflanzen ab. Die Raupen zeigen häufig eine bunte Färbung mit deutlicher Behaarung an den Seitenpartien, die zum Schutz vor Fraßfeinden dient, beim Menschen aber durch Anfassen Hautreizungen auslösen kann. Ausserdem verfügen diese über "Hautlappen" auf den Klammerfüßen. De Verpuppung erfolgt entweder in dichten Gespinsten oder in fest gesponnenen Kokons. Je nach Art überdauern die Glucken den Winter als Eier oder Raupen, manchmal auch als Puppen.
Zur Familie der Glucken (Lasiocampidae) zählen die Unterfamilie der Poecilocampinae, zu der z.B. die Kleine Pappelglucke (Poecilocampa populi) gehört, die Unterfamilie der Lasiocampinae, der z.B. der Brombeerspinner (Macrothylacia rubi) und der oben genannte Ringelspinner (Malacosoma neustria) zugeordnet werden und die Unterfamilie der Pinarinae, deren wohl bekanntester Vertreter der ebenfalls oben aufgeführte Kiefernspinner (Dendrolimus pini) ist.
Die Familie der Zünsler
Zur Familie der Zünsler (Pyralidae) gehören kleine bis mittelgroße Schmetterlinge, deren Spannweite von 10 bis 35 mm reichen. Diese Schmetterlingsfamilie, die den Nachtfaltern (Heterocera) zugeordnet ist, umfasst in Mitteleuropa mehr als 300 Arten, weltweit sogar mehr als 6000 Arten, wobei sich das Hauptvorkommen in tropischen Zonen befindet. Zu den bekanntesten Unterfamilien zählen die Pyralinae, die Galleriinae und die Phycitinae.
So vielfältig wie das Artenvorkommen, so facettenreich ist auch das Erscheinungsbild dieser tagesaktiven, dämmerungsaktiven und nachtaktiven Schmetterlinge. Sind die Vertreter der einen Art unauffällig in Farbe und Muster, so zeigen sich andere wiederum äusserst auffällig mit harten Farbkontrasten. So präsentiert sich z.B. der Rhabarberzünsler (Onocera semirubella) aus der Unterfamilie Phycitinae (siehe Abbildung) im kontrastreichen rot-weißlichen oder rot-gelblichen Farbkleid.
Auch im Verhalten und in der Lebensweise zeigen sich die Arten ganz unterschiedlich. So sitzen die einen in Ruhestellung mit zusammengelegten Flügeln, die an die Form eines Daches erinnern, und die anderen mit ganz flach gespreizten Flügeln. Eine hervorzuhebende Besonderheit ist die ungewöhnliche Lebensumgebung einiger Arten. So entwickeln sich diese nicht an Land, sondern unter Wasser wie z.B. der Wasserzünsler (Nymphula nitidulata).
Doch es gibt auch Gemeinsamkeiten. Alle Zünsler (Pyralidae) besitzen ein sehr empfindliches Hörorgan, das beidseitig auf der Unterseite des Hinterleibs angebracht ist, mit dem die Ultraschalllaute von bedrohlichen Feinden erkannt werden können.
Einige Zünslerarten gelten in Europa als ernstzunehmende Schädlinge. Zu den in Deutschland bekanntesten gehört der Buchsbaumzünsler (Diaphania perspectalis), der ursprünglich aus Ostasien stammt und sich seit einigen Jahren in Mitteleuropa immmer stärker ausbreitet. Seine Raupen befallen Buchsbäume und fressen deren Blätter bis auf die Blattrippen auf. Seit dem Massenvorkommen im vergangenen Jahr ist er wohl in aller Munde. Regelmäßig informiert das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ Augustenberg) in Karlsruhe über dessen aktuelle Verbreitungssituation und gibt Tipps zur Bekämpfung.
Die Familie der Eulenfalter
Die Familie der Eulenfalter (Noctuidae), kurz auch nur Eulen genannt, zählt mit ca. 600 Arten weltweit zu den artenreichsten Schmetterlingsfamilien. Da die meisten Falter nachts und in der Dämmerung unterwegs sind, gehören Sie zur Gruppe der Nachtfalter (Heterocera). Einige Arten so z.B. die Braune Tageule (Euclidia glyphica) sind auch am Tag aktiv.
Obwohl die Eulenfalter (Noctuidae) noch lange nicht ganz erforscht sind, lassen sich einige Besonderheiten nennen. Mit Flügelspannweiten von bis zu 60 mm in Mitteleuropa, zählen sie zu den mittelgroßen Schmetterlingen. Die Farbe der Flügel vieler Falter ist sehr dezent in bräunlichen, gräulichen oder gelblich Farbtönen gehalten und mit feingliedrigen Zeichnungen versehen, die z.B. an Baumrinden oder Pfeile erinnern. Bei den bunten Arten sind die Hinterflügel zusätzlich blau, gelb oder rot eingefärbt oder mit Farbbändern versehen. Die auffälligen Hinterflügel werden in Ruhestellung durch die darüberliegenden Vorderflügel verdeckt. Diese "Tarnzeichnung" bietet den Faltern, die sich auf Baumrinden, Mauern, Pfosten, Steinen niederlassen, tagsüber großen Schutz vor natürlichen Feinden. In der Dunkelheit allerdings ist dieser Schutz wirkungslos, weshalb die Falter zur leichten Beute von Nachtvögeln und Fledermäusen werden.
Als weitere besondere Merkmale sind bei manchen Arten die Haarbüschel am Brustabschnitt und das gleichzeitige Vorhandensein von Facetten- und Punktaugen zu nennen. Hinsichtlich des Saugrüssels weisen die verschieden Arten verschiedene Varianten auf. So gibt es Falter mit vollständig entwickeltem oder mit gekürztem Saugrüssel, bei anderen wiederum ist er gar nicht vorhanden.
So vielfältig wie die Falter selbst, sind auch ihre Raupen. Der Variantenreichtum zeigt sich in Farbe, Form, vorhandener oder fehlender Behaarung, Lebensumfeld und Überwinterungszustand. Viele Raupenarten leben und fressen an niedrigen Pflanzen oder in der Erde, manche von ihnen in festen Gespinsten. Einige Arten überwintern als Raupe, andere wiederum als Puppe. Sie bevorzugen krautige Pflanzen, Gräser, Laubhölzer, Sträucher oder faulendes Laub als Nahrung.
Die Familie der Widderchen
Die Familie der Widderchen (Zygaenidae) zählt zu den Nachtfaltern (Heterocera). Von den in Europa bekannten knapp 70 Arten, davon ca. 30 Arten in Mitteleuropa, sind die meisten Vertreter tagaktiv, d.h. die Falter fliegen am Tag umher. Die auffälligsten Arten sind die Unterfamilie der Rotwidderchen (Zygaeninae) mit knallig roten farbigen Zeichnungen auf den Flügeln und die Unterfamilie der Grünwidderchen (Procridinae) mit oft metallisch schimmernden Flügeln.
Die Falter der anderen drei Unterfamilien Trauerwidderchen (Chalcosiine), Phaudinae und Callizygaeninae sind weniger auffällig und auch weitaus weniger bekannt. Ihre Lebensräume sind Trockenrasen, kalkhaltige Magerrasen, Kalkböden, nasse Wiesen oder feuchte Busch- und Waldränder, in denen sie von Juni bis Juli, einige Arten auch bis in den August, umherfliegen.
Doch auch wenn die kleinen, plumpen und meist giftigen Rotwidderchen (Zygaeninae) mit ihrer leuchtend roten 6-Fleck-, 5-Fleck- oder Streifen-Zeichnung ins Auge stechen, kann eine sichere Bestimmung oft nur von Wissenschaftlern vorgenommen werden. Die Gründe dafür liegen in der Vielzahl der unterschiedlichen geografischen Rassen, die von Laien kaum zu unterscheiden sind.
Die eindeutige Bestimmung der Grünwidderchen (Procridinae) ist in vielen Fällen ebenfalls nur von Spezialisten mit Fachwissen möglich, da die Unterscheidungsmerkmale nur sehr schwer den einzelnen Rassen zuzuordnen sind.
Dennoch lassen sich ähnliche Merkmale bei vielen Widderchen-Arten (Zygaenidae) feststellen. So verfügen die Falter mit Flügelspannweiten zwischen 9 und 31 mm über ganz leicht geschwungene Fühler, die am Ende entweder in Form von Keulen oder dicken Kolben auslaufen oder vollständig wie ein Kamm gezahnt sind.
Ihre kurzen, dicken und deshalb plump wirkenden Raupen weisen eine gelbliche, grünliche oder bunte Färbung auf und sind fein behaart. Sie überwintern, je nach Art ein- oder bis zu viermal. Als Futterpflanzen bevorzugen die Raupen rötliche Pflanzen wie z.B. Kronwicken (Coronilla varia), Hornklee (Lotus corniculatus), Hufeisenklee (Hipocrepsis comosa), Sand-Thymian (Thymus serpillum), Ampfer (Rumex acetosa), Sonnenröschen (Helianthemum) und viele mehr. Die Verpuppung erfolgt in festen gelblichen oder weißen Gespinsten.